Insider des Goldmarktes vermuten aufgrund von Marktdaten, daß die Mengen angeblich treuhänderisch gehaltener Goldbestände bei der Federal Reserve (FED) in New York nicht stimmen dürften und deshalb die fremden Zentralbankbestände unsicherer als erhofft sind. Es bestehen sowohl Zweifel am physischen Lagerbestand bei der Federal Reserve als auch über deren jederzeitige Verfügbarkeit. Die wechselhafte US-Sanktionspolitik ist nur ein Grund dafür, daß Lagerbestände in den USA für immer mehr Staaten zum wirtschaftlichen und finanziellen Sicherheitsrisiko geworden sind. Die Bundesrepublik mußte auf Druck der Öffentlichkeit und Opposition im Bundestag einen erheblichen Teil der im Ausland angeblich gelagerten Goldbestände nach Deutschland zurückholen, weil Aufsichtsgremien und Bundesbank der Zugang zu den angeblich eigenen Goldbeständen in den USA verwehrt wurde, ernsthafte Zweifel über die Höhe physischer Bestände in der Federal Reserve bestehen und die Bundesbank ihrer Verpflichtung zur körperlichen Bestandsaufnahme ihrer Goldbestände seit den 1970er Jahren nicht mehr ausreichend nachgekommen ist. Eigentlich sollte deshalb etwa die Hälfte der in den USA angeblich lagernden deutschen Goldbestände nach Deutschland zurückgeholt werden. Tatsächlich sind aber von den über 1.000 Tonnen angeblich in den USA lagernden Goldes gerade einmal 300 Tonnen zurückgeholt. Dieses waren auch nicht etwa seit Jahrzehnten eingelagerte Goldbarren, sondern zumeist frisch hergestellte.
Wie schnell die USA Gründe für Sanktionen, den Einzug ausländischer Vermögen oder militärische Interventionen unternehmen und sich dabei weder an internationales Recht noch Verträge gebunden fühlen, zeigen nicht nur die Enteignungsversuche russischer Botschaften und Konsulate, sondern letztlich auch die einseitige Aufkündigung des Iran-Atomabkommens. Daß die Türkei, die zwischen die undurchsichtigen Fronten der amerikanischen Söldner in Syrien einerseits und die von den USA unterstützten Kurden andererseits gelangen können und dabei Mißmut in Washington hervorrufen, sicherheitshalber ihr Gold nicht vom Wohlwollen der amerikanischen Regierung abhängig halten, sondern im eigenen Zugriff haben wollen, ist geradezu verständlich. Geradezu geboten scheint dies vor dem Hintergrund, daß amerikanische Banken aus eingeräumten Gold-Lieferversprechen und aus Mangel an eigenen oder vorhandenen Lagerbeständen Lieferschwierigkeiten bekommen könnten und von der US-Regierung eher eine Bankenhilfe auf Kosten der Auslands-Goldhalter als einen Bankenzusammenbruch hinzunehmen erwartet wird.